Sozialverhalten im Aufzug: ein psychologisches Auf und Ab

Gehören Sie zu den 16 Prozent der Menschen, die im Aufzug schnell den Türen-schließen-Knopf betätigen, wenn Sie sehen, dass sich jemand dem Aufzug nähert? Das Feld der „Fahrstuhl-Soziologie“ ist spannend und mittlerweile gibt es viele interessante Erkenntnisse rund um das Verhalten in Aufzügen: Sozialpsychologe Solomon Asch zeigte 1962 in seinem berühmten Aufzug-Experiment, dass der Gruppendruck im Fahrstuhl so groß ist, dass wir uns automatisch gezwungen fühlen, in dieselbe Richtung zu schauen. Wir möchten uns partout konform verhalten.
 
Soziologe Stefan Hirschauer veröffentlichte 1999 einen Aufsatz namens „Die Praxis der Fremdheit und die Minimierung von Anwesenheit“. Er schreibt, der abgewandte Blick der Fahrstuhlfahrenden sei ein Versuch, die körperliche Nähe als Beziehungszeichen zu dementieren. 
 
2013 erforscht die finnische Kognitionswissenschaftlerin Rebekah Rousi, wo Menschen sich im Fahrstuhl positionieren und was sie dort tun. Für die Studie fuhr sie hunderte Male mit den Aufzügen des größten Bürogebäudes in Adelaide, Australien. Sie beobachtete: Ältere – und oft ranghohe – Männer stehen grundsätzlich hinten an der Wand. Jüngere Männer stehen meist mittig, während die Frauen sich vorne an der Tür platzieren und dabei oft konsequent auf den Boden starren. Die Männer hingegen schauen die Stockwerkanzeige, sich selbst oder die Mitfahrenden über den Spiegel an.